Vortrag: „Archäologie in einer Großstadt. Das fränkische Gräberfeld in Frankfurt-Harheim“
Schöffengrund-Oberquembach (ho) Die Frankfurter Archäologin und Leiterin des Denkmalamts in der Mainmetropole Dr. Andrea Hampel, referierte jetzt im Dorfgemeinschaftshaus Oberquembach über fränkische Gräberfelder im Frankfurter Stadtteil Harheim. Eingeladen hierzu hatte der noch recht junge Verein für regionale Vorgeschichte – Archäologie im Lahn-Dill-Gebiet, der vergangenes Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiern konnte.
Die Referentin erläuterte anschaulich in ihrem Powerpoint-Vortrag, dass die im Lorcher Codex enthaltene Ersterwähnung des Ortes „Horeheim“ (heute Harheim) aus dem Jahr 786 naheläge, dass diese Vorgängersiedlung auf eine fränkische Gründung zurückgehe. Daher überrasche seitens der Archäologie der Umstand auch nicht – dass neben zahlreichen vorgeschichtlichen Fundstellen – auch ein am modernen nördlichen Ortsrand angetroffener frühmittelalterlicher Friedhof übermittelt sei. Bereits 1890, 1902 und 1925 wären im genannten Bereich Skelettteile ausgepflügt worden, die angesichts fehlender Beifunde zunächst allerdings nicht chronologisch eingeordnet werden konnten.
Erst durch ein Neubauprojekt des Jahres 1934 hätten sich diese Funde eindeutig zu einem fränkischen Gräberfeld zuweisen lassen. Bei dieser Baumaßnahme hätten jedoch mit einem bronzenen Perlrandbecken und einem kleinen Bronzegefäß mit Doppelhenkeln, qualitativ hochwertige Objekte geborgen werden können. Weitere Fundstücke, die durch die Baumaßnahmen zumeist stark in Mitliedenschaft gezogen worden waren, wurden eindeutig der Merowingerzeit zudatiert.
Erst dreißig Jahre später sei es gelungen in einer bereits ausgehobenen Baugrube unweit der bekannten Fundstelle mindestens zehn Gräber im Profil zu erfassen, allerdings wären die Funde weitgehend zerstört gewesen. Bis 2007 wären hier weitere fränkische Gräber zutage getreten, die alle ungestört angetroffen und angemessen archäologisch dokumentiert werden konnten.
Nach 2007 hätte man in Harheimer Baugruben noch eine eisenzeitliche Brandbestattung nachgewiesen, kamen außer mittelneolithischen Siedlungsresten noch ein ausgedehntes Hallstattgräberfeld, sowie fränkische Gräber zum Vorschein. Wie schon die Altfunde andeuteten, so hätten bei jüngsten Untersuchungen bisher über 114 merowingerzeitliche Gräber dokumentiert werden können, die vornehmlich im Bereich der Baugruben und nur ausnahmsweise in den anschließenden Gartenarealen zum Vorschein gekommen wären. Bei dem Bestattungsplatz würde es sich um das bisher größte im Frankfurter Stadtgebiet nachgewiesene frühmittelalterliche Gräberfeld handeln.
Im Fall der weiblichen Verstorbenen wären besonders Bestattungen mit der altmerowingischen „Vier-Fibel-Tracht“ hervorgetreten, darunter ein Inventar mit goldenem Vogelfibel- und almandin-verziertem Bügelfibelpaar. In Männerbestattungen wären mehrfach Spathen (zweischneidige Langschwerter) erhalten, die auf eine gehobene Stellung des Bestatteten hindeuten. Als herausragend wäre die Bewaffnung in einem unberaubten Kriegergrab zu beurteilen, zu dessen Inventar neben einer Spatha, ein Schild, einer sogenannten „Franziska“ (Wurfaxt), eine Lanze, drei Pfeile und als Besonderheit ein „Ango“ (Speer mit Widerhaken und langer Tülle). Bisher einzigartig im Frankfurter Stadtgebiet wären die drei bisher gefundene Pferdegräber.
Text und Foto: Hans Werner Homberg